nun ist es ziemlich genau einen Monat her, das ich die
deutsche Staatsbürgerschaft angenommen habe und Portugal verlassen habe. Ich
wollte dir nun doch einmal einen kurzen Lagebericht abgeben, damit du weißt,
wie es mir zwischenzeitlich ergangen ist. Ich wohne nun in einem Dorf in der
Nähe von Hamburg bei einer Familie mit zwei Kindern und vielen anderen Tieren.
So weit so gut...
Es gibt da aber doch
einige Punkte die du mir verschwiegen hast und mit denen ich nun fertig werden
muss.
Da wäre zum einen der Punkt, das ich nicht alleine hier
leben darf. Es ist tatsächlich so, dass ich mir Futter, Sofa und
Streicheleinheiten TEILEN muss!!!! Der alte Kollege der hier lebt, ist zwar
ganz friedlich und wir verstehen uns gut, aber ich hätte ja zumindest mal
erwartet dass er – wenn ich schon alles nur zu 50% genießen darf – er dann auch
meine Spiellaune teilt. Aber da ist er sich ja zu schade für, der gute Herr.
Das muss ich dann alleine machen.
Der zweite Punkt, liebe Susanne, betrifft das Wetter hier in
Deutschland. Es ist gelinde gesagt eine einzige nasskalte Katastrophe.
Eigentlich nicht gar so schlimm dachte ich mir,
denn man hat ja ein Dach über dem Kopf und immer beheizte Zimmer –
denkste. Glaube bloß nicht dass ich mein nötiges Geschäft im Warmen verrichten
darf. Weit gefehlt!! Man jagt mich für
jeden Tropfen raus in den kalten Regen. Und als ob das nicht schon genug wäre
muss ich noch zusätzlich dreimal am Tag
Gassi gehen. Bei Wind und Wetter – brrrrrrrr
Wie ich anfangs bereits erwähnte, leben hier noch einige
andere Tiere auf dem Hof. Schweine,
Kaninchen, Tauben und Hühner. Die Hühner finde ich besonders reizend, aber auch
da lässt man meinen ureigenen Trieben keinen freien Lauf. Was hab ich gestern
Ärger bekommen als ich eines der Hühner am Hals gepackt habe und durch den
Garten geschleift habe. Die blöde Henne hat dabei so laut geschrien das
Frauchen gleich angerannt kam. Sie sah
ziemlich böse aus... Also Frauchen... nun gut, das nächste Mal fang ich es
einfach geschickter an. Die Kaninchen finde ich auch ziemlich spannend nur hab
ich bisher noch kein Schlupfloch im Zaun gefunden. Zur Zeit versuche ich, sie
durch wildes Nase hochziehen durch das Gitter heran zu saugen. Ich werde berichten wenn diese Methode Erfolg
zeigt.
Mit mir im Haus leben außer dem alten Balou noch zwei Kinder
und der Ehemann. Der kleinste Bewohner
(er ist wirklich noch sehr klein) ist ganz okay. Er hat viele schöne
Spielsachen auf denen man herumkauen kann und seine Schuhe mag ich noch viel
lieber. Dass das ein Riesenspaß ist, muss ich wohl nicht noch mal extra
erwähnen. Aber Spaß ist in diesem Haushalt generell verboten. Ich könnte eine
ganze Liste aufführen mit Dingen die man mir hier verboten hat. Vielleicht ein
kleiner Auszug, damit du weißt wovon ich rede:
·
Hühner sind verboten
·
Kaninchen auch
·
Schafe darf man nicht jagen.
·
Schuhe jeglicher Art sind ebenso verboten
·
Toilettengänge innerhalb der Wohnung sind sogar
strikt verboten
·
Essen auf dem Tisch darf unter keinen Umständen
angerührt werden.
·
Schleck-Attacken auf Frauchens Gesicht sind
mittlerweile auch nicht mehr gerne gesehen und können nur noch aus dem
Hinterhalt und mit dem Überraschungsmoment auf meiner Seite
ausgeführt werden.
·
Benutzte Windeln auseinander nehmen ist ebenso
verboten wie auf dem Wohnzimmertisch zu spielen oder dort meine
Kauknochen einzuweichen.
·
Das Sofa... nun darum kämpfe ich noch.
Den Kampf um einen Platz im gemeinsamen Bett hab ich leider
in dem Moment verloren, als Herrchen sich zu Frauchen und mir ins Bett legen
wollte und ich .... naja was soll ich sagen... also gut, ich geb es zu, ich
habe ihn angeknurrt. Aber nur ein bisschen und die Reaktion darauf fand ich
auch völlig übertrieben...
Einen schäbigen Weidekorb hat man mir hingestellt und mir
die Wahl gelassen ihn zu benutzen oder auf dem Boden zu schlafen.
Der Herr des Hauses ist mir sowieso nicht ganz geheuer,
nicht nur, weil ich wegen ihm nicht mehr ins Bett darf. Ich weiß noch nicht was
genau er plant, aber ich werde ihn im Auge behalten. Neulich ist er wild
gestikulierend hinter dem Zwerg hergerannt. Ich hab ihm dann mal gezeigt, was
ich davon halte und hab ihn ins Hosenbein gebissen. Nur in die Hose, ich schwör!!!! Er hat dann auch tatsächlich
von dem Zwerg abgelassen. Leider fand Frauchen meine todesmutige Attacke nicht
ganz so prickelnd und ich musste mir wieder etwas anhören.
Er scheint auch noch etwas Größeres zu planen, denn er
füttert mich ständig und überall mit Leckerlis und versucht mich zu bestechen.
Damit er sich in Sicherheit wiegt, gehe ich zum Schein darauf ein. Aber ich
werde weiterhin sehr wachsam sein müssen.
Zugegebenermaßen geht es mir im großen und ganzen recht gut
und ich glaube dass ich es doch recht gut getroffen habe. Frauchen freut sich
auch, glaub ich, jeden Tag an mir J
Zumindest hat sie so etwas einmal gesagt.
Und selbst mit Herrchen komm ich jeden Tag besser zurecht,
obwohl ich ihn weiter im Auge behalten werde. Man kann nie vorsichtig genug
sein.
Liebe Susanne, danke für deine Arbeit und Mühe die mir ein
besseres Leben ermöglicht hat.
Liebe Grüße und einen feuchten nassen Hundekuss
Deine Lucy